Bruttoergebnis und Bruttomarge

Das zweite Posting zur Interpretation der Gewinn- und Verlustrechnung steht an. Sind Sie wieder dabei? Wenn ja, stürzen wir uns direkt auf die Erfolgsrechnung.

Zur Erleichterung unserer Analyse und zur besseren Übersichtlichkeit untersuchen wir die GuV im Hinblick auf den operativen Geschäftsbereich (Herstellungs- und andere Betriebsprozesse) und dem Finanzgeschäftsbereich. So kann man auch, wenn nötig, Entwicklungen einzelner Ergebnisse Ãüber einen längeren Zeitraum besser beobachten.

Aber nun zum ersten Abschnitt.

Gewinn- und Verlustrechnung Jahr
Umsatz 10’000
– Herstellungskosten 3’000
Bruttoergebnis 7’000
Bruttomarge 70%

Umsatz

An der ersten Position in der Erfolgsrechnung steht der Wert Umsatz. Der Umsatz ist das, was ein Unternehmen in einer bestimmten Periode (viertel-, halb- oder ganzjährig) über den Verkauf seiner Produkte bzw. seiner Dienstleistungen verdient. Ob der Wert auf Milliarden, Millionen oder nur Tausende Franken, Euros oder Dollar lautet, ist dabei unerheblich.

Diese Einnahmen werden durch die Ausgaben, die zur Herstellung des Produktes (oder der Dienstleistung) sowie zur Aufrechterhaltung und Finanzierung des Betriebs notwendig sind, gemindert. Nach Abzug sämtlicher Kosten oder auch eventueller Einnahmen aus Finanztransaktionen (ich komme im Einzelnen darauf zurück) erhalten wir schlussendlich das Nettoergebnis. Zunächst aber zum ersten Ergebnis in einer Erfolgsrechnung, dem Bruttoergebnis.

Herstellungskosten

Die nächste Position nach dem Umsatz nehmen die Herstellungskosten ein. Dazu zählen jene Kosten, die zur Fertigung notwendig sind: also sämtliche Kosten für das Personal, die Materialkosten, Lagerkosten usw. Alle diese anfallenden Kosten werden vom Umsatz abgezogen und wir erhalten unser erstes Ergebnis: das Bruttoergebnis.

Bruttoergebnis

Das Bruttoergebnis ist also der Wert, den ein Unternehmen nach Abzug der Herstellungskosten verdient hat. Aber was sagt es aus? Noch nicht viel. Um eine schlagkräftige Aussage zu erhalten, die uns auch den Vergleich mit anderen Unternehmen ermöglicht, setzen wir die Herstellungskosten ins Verhältnis zu den Umsatzzahlen und erhalten die Bruttomarge.

Bruttoergebnis / Umsatz = Bruttomarge

Bruttomarge

Sie liefert uns nun wichtige Hinweise. Allein für sich nicht vollständig aussagekräftig, doch ein erster früher Indikator: Je höher die Bruttomarge, umso besser. Ein Unternehmen, das über Jahre konstant hohe Bruttomargen aufweisen kann, arbeitet profitabel, dürfte seine Personal- und Lagerkosten im Griff haben. Eine gegenüber dem Wettbewerb höhere Bruttomarge bildet jenen Schutzwall um das Unternehmen, den Warren Buffett als Moat bezeichnet, und der schwer anzugreifen ist.

Wie hoch Bruttomargen von exzelllenten Unternehmen sein können, sieht man bei Johnson & Johnson. Die Bruttomarge unterschritt in den letzten zehn Jahren nie die Marke 70%. General Motors dagegen zeigt konstant niedrige Bruttomargen. Ende 2009 wies der Konzern sogar eine Bruttomarge von minus 7,3% auf.

Zu beachten ist auch der Trend: eine steigende Bruttomarge weist auf eine zunehmende Profitabilität des Unternehmens hin. Das macht ein Unternehmen interessant, falls sich das noch nicht im Aktienkurs widergespiegelt hat.

Als grobe Orientierung (Ausnahmen gibt es immer) gilt: Unternehmen mit Bruttomargen von 40% und höher lassen auf eine Art Wettbewerbsvorteil schliessen. Sie sind in der Branche stark positioniert. Unternehmen mit Bruttomargen unter 40% kommen meist aus wettbewerbsintensiven Branchen und besitzen keinen Wettbewerbsvorteil. Und Unternehmen mit einer Bruttomarge von 20% und niedriger leiden unter einem extremen Wettbewerb. Sie können oft nur durch ständige Preissenkungen bei ihren Produkten oder Dienstleistungen überleben.

Haben Sie bis dahin Fragen oder Anmerkungen? Ich freue mich darauf. Im nächsten Posting schauen wir uns die anderen Betriebsausgaben an.

Über die Börsenfrau

Als Initiatorin des Projekts möchte ich mich vorstellen: Mein Name ist Gertraud Pourheidari. Von Beruf bin ich Übersetzerin. Mit Aktien hatte ich zunächst wenig zu tun. Nur im Alter von 18 Jahren streifte mich das Thema kurzzeitig; doch leider liess ich es mir viel zu leicht ausreden, denn schliesslich war das damals "für Frauen kein Beschäftigungsfeld". 1996 kaufte ich meine ersten Aktien. Ich erlebte die Euphorie während der Technologiehausse und den anschliessenden tiefen Absturz des Neuen Marktes - Schlüsselerlebnisse, die Fragen und Nachforschungen nach sich zogen. So tauchte ich tiefer in die faszinierende Welt der Kapitalanlage ein. Heute berate ich das Rohstoff-Strategiedepot des Stuttgarter 0711-Aktienclubs , erstelle Unternehmensanalysen und konzipiere Börsenpublikationen zum Thema Kapitalanlage für Die Aktien-Analyse und Strategisches Investieren. Das Handwerkszeug habe ich mir in Seminaren, amerikanischen Online-Workshops und autodidaktisch angeeignet. In der Unternehmensanalyse erhielt ich meine praktische Ausbildung von Gelfarth & Dröge Research, Hattingen. Journalistische und publizistische Kenntnisse erwarb ich über die Zusammenarbeit mit dem Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG, Bonn. Gertraud Pourheidari
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1 Antwort zu Bruttoergebnis und Bruttomarge

  1. Kristian sagt:

    Worin unterscheidet sich das Bruttoergebnis von der EBIT-Zahl?

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