Die Bilanz: Liquide oder nicht liquide?

Das ist die Frage. Vertiefen wir uns heute noch ein wenig in die Bilanz. Mit nur vier Checks! Mehr nicht! Einfach mal schauen, wie liquide das Unternehmen ist. Diese Ergebnisse und unsere Ergebnisse aus den vorangegangenen Beiträgen (siehe Bilanzserie) geben uns einen guten Einblick in die Vermögens- und Finanzlage des Unternehmens.

Der ultimative Test: der Liquidationswert
Fehlt uns danach einzig noch der ultimative Test: der Liquidationswert nach Graham. Hier ist unser unternehmerisches Denken gefordert. Aber dazu kommen wir im Schlussbeitrag. Für heute genügen uns die vier Checks.

Spielfeld Bilanz
Wie immer zunächst unser Spielfeld Bilanz. Posten, die uns interessieren, sind fett gedruckt.

Aktiva Passiva
A. Anlagevermögen A. Eigenkapital
I. Immaterielles Anlagevermögen I. Gezeichnetes Kapital
II. Sachanlagen II. Kapitalrücklage
III. Finanzanlagen III. Gewinnrücklagen
IV. Gewinn- /Verlustvortrag
V. Jahresüberschuss/-fehlbetrag
B. Umlaufvermögen B. Rückstellungen
I. Vorräte C. Verbindlichkeiten (Gesamt)
II. Forderungen + sonst. Vermögen I. Langfristige Verbindlichkeiten
III. Wertpapiere II. Kurzfristige Verbindlichkeiten
IV. Flüssige Mittel
C. Akt. Rechnungsabgrenzung D. Pass. Rechnungsabgrenzung
Summe Aktiva Summe Passiva


Das Spiel geht einfach: Wir überprüfen zuerst, ob das Unternehmen nicht zu viel Fremdkapital aufgenommen hat. Und anschließend testen wir in weiteren drei Checks, in welchen Fristigkeiten das Unternehmen Mittel zur Finanzierung locker machen kann.

Verhältnis Fremdkapital zu Eigenkapital
Die goldene Finanzierungsregel besagt, dass das Eigenkapital in etwa so hoch sein sollte wie das Fremdkapital, also etwa 50%. Ein ansonsten gesundes Unternehmen kann sich auch einen höheren Fremdkapitalanteil – bis zu 55% – leisten.  Ein konservativer Anleger achtet jedoch darauf, dass der Wert unter 50% bleibt.

Verhältnis Fremdkapital zu Eigenkapital % = (Verbindlichkeiten ./. Eigenkapital) *100


Liquidität checken
Um die Liquidität zu prüfen, können wir ganz einfach nach der Fristigkeit bzw. Flüssigkeit vorgehen.  Wir schauen uns an, wie die kurzfristigen Verbindlichkeiten bedient werden können. Einmal aus dem Barvermögen (flüssige Mittel plus Wertpapiere), das man am schnellsten flüssig machen kann. Zweitens aus dem Umlaufvermögen minus Vorräte. Hier sind die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen eingeschlossen, da diese wiederum schneller flüssig gemacht werden können als Vorräte. Und drittens aus dem gesamten Umlaufvermögen.

Das Ergebnis des jeweiligen Verhältnisses vergleichen wir mit einem Richtwert. That’s it! So, nun liste ich am besten der Reihe nach die drei Checks auf.

Cash Ratio – Liquidität 1. Grades

Für ein positives Ergebnis sollte das Cash Ratio größer oder gleich 0.2 sein. Das Cash Ratio errechnen wir mit der folgenden Formel:

Cash Ratio = (Flüssige Mittel + Wertpapiere) ./. Kurzfristige Verbindlichkeiten


Quick Ratio (Acid Test) – Liquidität 2. Grades

Hier ist der Richtwert gleich oder größer 1. Die Formel dazu:

Quick Ratio = (Umlaufvermögen – Vorräte) ./. Kurzfristige Verbindlichkeiten


Current Ratio – Liquidität 3. Grades
Der Richtwert des Current Ratios ist gleich oder größer 2. Berechnet wird das Verhältnis mit dieser Formel:

Current Ratio = Umlaufvermögen ./. Kurzfristige Verbindlichkeiten


Wie Sie sehen, können wir mit ein paar wenigen Posten aus der Bilanz schon erste wesentliche Entscheidungen treffen. Und zwar

Und? Kann Sie eine Bilanz noch schrecken? Ich hoffe nicht.

Über die Börsenfrau

Als Initiatorin des Projekts möchte ich mich vorstellen: Mein Name ist Gertraud Pourheidari. Von Beruf bin ich Übersetzerin. Mit Aktien hatte ich zunächst wenig zu tun. Nur im Alter von 18 Jahren streifte mich das Thema kurzzeitig; doch leider liess ich es mir viel zu leicht ausreden, denn schliesslich war das damals "für Frauen kein Beschäftigungsfeld". 1996 kaufte ich meine ersten Aktien. Ich erlebte die Euphorie während der Technologiehausse und den anschliessenden tiefen Absturz des Neuen Marktes - Schlüsselerlebnisse, die Fragen und Nachforschungen nach sich zogen. So tauchte ich tiefer in die faszinierende Welt der Kapitalanlage ein. Heute berate ich das Rohstoff-Strategiedepot des Stuttgarter 0711-Aktienclubs , erstelle Unternehmensanalysen und konzipiere Börsenpublikationen zum Thema Kapitalanlage für Die Aktien-Analyse und Strategisches Investieren. Das Handwerkszeug habe ich mir in Seminaren, amerikanischen Online-Workshops und autodidaktisch angeeignet. In der Unternehmensanalyse erhielt ich meine praktische Ausbildung von Gelfarth & Dröge Research, Hattingen. Journalistische und publizistische Kenntnisse erwarb ich über die Zusammenarbeit mit dem Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG, Bonn. Gertraud Pourheidari
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