Warren Buffett vs Moderne Portfoliotheorie (Teil II)

Warren Buffetts Ansichten zum Risiko beim Kauf einer Aktie, zur Diversifizierung eines Investmentportfolios und zur Markteffizienz stehen im Gegensatz zur Modernen Portfoliotheorie. Lesen Sie dazu in Teil I über Risiko und Volatilität als Chance. In Teil II werfen wir einen Blick auf seinen Standpunkt zum Fokus-Investing, also einem konzentrierten Investmentportfolio.

Diversifizierung nach der Modernen Portfoliotheorie
Die Moderne Portfoliotheorie geht davon aus, dass man das Risiko im Portfolio minimieren kann, wenn man in Aktien möglichst vieler unterschiedlicher Unternehmen investiert. Auf Grund von Wahrscheinlichkeiten werden sich in einem breit gestreuten Portfolio die Kursschwankungen einzelner Aktien ausgleichen.

Diversifizierung als Schutz vor Unwissenheit
Dazu meint Warren Buffett:

„Diversifizierung dient als Schutz vor Unwissenheit“.

Denn: bis zu einem gewissen Grad schützt ein breit gestreutes Portfolio Anleger mit begrenztem Wissen. Dieser Schutz hat aber auch seinen Preis in der Mittelmäßigkeit. Und so Warren Buffett:

„Die Moderne Portfoliotheorie lehrt einen, mittelmäßig zu sein. Meiner Meinung nach versteht sich jedoch schon fast jeder Fünftklässler aufs Mittelmaß.“

Fokus-Investing – das konzentrierte Portfolio
In einem konzentrierten Portfolio dagegen hält ein Anleger nur wenige Werte. Diese Werte werden sorgfältig ausgewählt und bewertet. Auf Grund der Konzentration unterliegt ein solches Portfolio naturgemäß höheren Schwankungen.

Worin liegt nun aber der Erfolg eines konzentrierten Portfolios und für wen eignet sich ein solch konzentriertes Portfolio?

Der Erfolg hängt vom Verständnis ab
Der Erfolg eines konzentrierten Portfolios hängt vor allem davon ab, wie fähig der Anleger ist, den Wert des Geschäftes zu identifizieren, das Geschäft einzuschätzen und das Unternehmen zu bewerten. Das tiefe Verständnis, das sich ein Anleger über ein Unternehmen erarbeitet hat und die Kenntnis vom Wert des Unternehmens ermöglichen ihm eine kalkulierbare Einschätzung des Risikos.

Der Erfolg hängt von der emotionalen Stärke ab
Weiter muss der Anleger emotional fähig sein, höhere Schwankungen im Portfolio zu akzeptieren. Er muss Volatilität als Chance begreifen. Nicht das Sentiment des Marktes, also Mr. Markets Launen, veranlassen ihn zu handeln, sondern die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens.

Die Herausforderung
Die Herausforderung für einen Fokus-Investor besteht darin, dass er erkennt, wann er kaufen und wann er verkaufen muss.

Bekannte Fokus-Investoren
Unter den Vertretern eines konzentrierten Portfolios finden sich Superinvestoren, wie Phil Fisher, Warren Buffett, Charlie Munger, Lou Simpson, Seth Klarman, Bill Ruane, Eddie Lampert, Joel Greenblatt, Bruce Berkowitz. Sehr stark konzentriert Joel Greenblatt. Bei ihm können 5 bis 8 Werte allein 80% seines Portfolios ausmachen.

Charlie Munger, der extremste Fokus-Investor
Doch Charlie Munger ist derjenige, der Fokus-Investing wohl am deutlichsten betreibt. Sein Portfolio kann durchaus nur drei Werte umfassen. In der Rede Warren Buffetts „Die Superinvestoren von Graham-und-Doddsville“ können Sie seine jährlichen Ergebnisse von 1962 bis 1975 unter Tab. 5 nachlesen.

Warren Buffett: „Ich traf ihn [Anm. Die Börsenfrau: Charlie Munger] zufällig um 1960 und meinte ihm gegenüber, dass die Juristerei als Hobby gut wäre, aber es gäbe etwas Besseres für ihn. So gründete er eine Beteiligungsgesellschaft, die völlig anders als Walters war. Sein Portfolio konzentrierte sich auf wenige Wertpapiere. Und so waren seine Ergebnisse auch unbeständiger. Doch er war bereit, ausgeprägte Hochs und Tiefs in der Performance zu akzeptieren. Er war jemand, dessen gesamter Charakter nach Konzentration verlangte, so wie die aufgezeigten Ergebnisse.“

Über die Börsenfrau

Als Initiatorin des Projekts möchte ich mich vorstellen: Mein Name ist Gertraud Pourheidari. Von Beruf bin ich Übersetzerin. Mit Aktien hatte ich zunächst wenig zu tun. Nur im Alter von 18 Jahren streifte mich das Thema kurzzeitig; doch leider liess ich es mir viel zu leicht ausreden, denn schliesslich war das damals "für Frauen kein Beschäftigungsfeld". 1996 kaufte ich meine ersten Aktien. Ich erlebte die Euphorie während der Technologiehausse und den anschliessenden tiefen Absturz des Neuen Marktes - Schlüsselerlebnisse, die Fragen und Nachforschungen nach sich zogen. So tauchte ich tiefer in die faszinierende Welt der Kapitalanlage ein. Heute berate ich das Rohstoff-Strategiedepot des Stuttgarter 0711-Aktienclubs , erstelle Unternehmensanalysen und konzipiere Börsenpublikationen zum Thema Kapitalanlage für Die Aktien-Analyse und Strategisches Investieren. Das Handwerkszeug habe ich mir in Seminaren, amerikanischen Online-Workshops und autodidaktisch angeeignet. In der Unternehmensanalyse erhielt ich meine praktische Ausbildung von Gelfarth & Dröge Research, Hattingen. Journalistische und publizistische Kenntnisse erwarb ich über die Zusammenarbeit mit dem Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG, Bonn. Gertraud Pourheidari
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2 Antworten zu Warren Buffett vs Moderne Portfoliotheorie (Teil II)

  1. Adrian sagt:

    Hallo,

    mit der modernen Portfoliotheorie wäre ich vorsichtiger.
    Erstens Diversifizierung ja, aber dann richtig also nicht etwa nur verschiedene Aktien kaufen. Im Abwärtsgang sind die Aktienmärkte sehr stark autokorelliert, das heisst unterschiedliche Aktien fallen gleich stark. Nach oben sieht es natürlich anders aus. Dazu gibt es Untersuchungen von der TU münchen.
    Andererseits sagt die Portfoliotheorie auch, dass Umschichten des Portfolios ein guter Schutz gegen Verluste sei. Das Ergebnis sahen wir 1987, oder?
    Trotzdem schön, dass Sie über das Thema schreiben…
    Adrian

  2. Hallo Adrian,
    vielen Dank für die kritischen Bemerkungen. Von der modernen Portfoliotheorie bin ich auch nicht überzeugt. Ich bin Fokusinvestorin und halte aktuelle die Aktien von 7 Unternehmen im Aktiendepot. Normalerweise bevorzuge ich noch eine stärkere Konzentration, aber die Kaufgelegenheiten während des Downturns waren zu verlockend.

    Ein konzentriertes Aktiendepot ist natürlich volatiler und es erfordert auch gute Sachkenntnis in den investierten Werten.

    Diversifizieren kann man dann über andere Anlagevehikel. Ja, das sehe ich auch so …

    Gertraud

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