Börsenpsychologie: Cool bleiben bei Verlust-Situationen

Wer kennt sie nicht die Ängste oder die Euphorie, mit der uns Mr. Market umtreibt. Für uns Anleger ist es äusserst wichtig, mit den Emotionen richtig umzugehen. Lesen Sie heute dazu einen Gastbeitrag von Michael Schwalm-Leinert von Forex Times. Es lohnt sich!

Börsenpsychologie: Cool bleiben bei Verlust-Situationen

Gewinne an der Börse erzielen, ist elementar: Aktien billig kaufen und teuer verkaufen. Theoretisch! Praktisch läuft es ganz anders. Wer sein Glück an der Börse versucht hat, kennt die Achterbahnfahrt der Gefühle, wenn die Kurse nicht so laufen, wie er es sich vorgestellt hat: Die Freude bei steigenden und die Verlustängste bei fallenden Kursen. Es heisst ja „Börse hat sehr viel mit Psychologie zu tun“.

Insbesondere bei Verlust-Situationen diktieren Gefühle das Verhalten der Börsianer, sie treffen fatale Fehlentscheidungen. Daher ist die Wirkung dieser Emotionen ein besonders wichtiges Thema, mit dem sich die Börsianer beschäftigen sollten, vor allem jene, die durch die aktuelle Finanzkrise hohe Verluste erlitten haben und es zukünftig vermeiden wollen. Zumal dauerhafter Erfolg an der Börse nur durch striktes Befolgen der geprüften Risikomanagement Strategien zur Vermeidung des von Emotionen diktierten Verhaltens möglich ist.

Unter der Lupe der Psychologen betrachtet, sind die Gefühle der Börsianer in Verlust-Situationen ziemlich gleich strukturiert:

So schmerzhaft der Gedanke am drohenden Verlust auch ist, die Entscheidung, ihn zu realisieren, fällt schwer, denn die Hoffnung auf einen späteren Gewinn ist stärker. Zugleich analysieren sie fieberhaft die Hintergründe für den Verlust, versuchen, ihn irgendwie zu beschönigen: Die Verhaltenspsychologie nennt das „kognitive Dissonanzen“. Einfacher gesagt: Sie versuchen Wunschtraum und Realität in Einklang zu bringen, fragen sich „Was möchte ich, was kann ich davon wirklich erreichen und vor allem wie?“, versuchen ihre Wünsche herunterschrauben, um sie realisierbar zu machen. Nur eines tun sie nicht: Die eigene Schuld am Verlust zuzugeben.

Psychologen zufolge durchläuft die Verlustverarbeitung fünf Phasen, bevor der Verlust realisiert wird:

Abstreiten: Der Verlust wird verharmlost, als vorübergehend betrachtet, es werden Bestätigungen dafür gesucht und gefunden (Experten, Gleichgesinnten). Die Hoffnung „es wird besser“ steigt, die Aktie bleibt im Depot!

Wut: Der Aktienkurs fällt weiter! Nun werden Schuldige und Verantwortliche gesucht und gefunden (Falsche Analysen, schlechte Beratung). Der Verlust ist grösser, aber die Aktie wird nicht verkauft!

Betteln: Langsam sieht der Börsianer sein eigenes Fehlverhalten, sein neues Ziel heisst nun „wenn kein Gewinn, dann wenigstens kein Verlust“. Die Aktie fällt weiter, wird aber nicht verkauft!

Frust: Der Aktienkurs fällt weiter, die Nerven liegen blank, die Aktie wird noch nicht verkauft!

Akzeptanz: Der enttäuschte Aktionär gesteht sich sein Fehlverhalten, gibt auf, findet sich mit dem Verlust ab, realisiert ihn: Er verkauft die Aktie!

Übliche riskante Alternativverhaltenweisen sind: Noch risikoreichere Investitionen tätigen, um den Verlust auszugleichen, nachkaufen und den Mischkurs senken, Verluste laufen lassen, mit der Hoffnung, in die Gewinnzone zu kommen.Fazit:

Der sofortige Verkauf beim geringsten Kursverfall garantiert den minimalen Verlust, wobei das freigewordene Kapital anders investiert werden kann, Risikomanagement-Instrumente (Stopp-Los) ermöglichen die exakte Risiko-Eingrenzung.

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1 Antwort zu Börsenpsychologie: Cool bleiben bei Verlust-Situationen

  1. Peter sagt:

    Schöner Artikel… Hat Kostolany nicht mal gesagt, für Erfolg an der Börse sei Psychologie unter Umständen nützlicher als wirtschaftliches Wissen (das natürlich auch vorhanden sein sollte)?

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