Die Zurich aus der Value-Perspektive

Nachdem die Zurich Financial das Ergebnis für das erste Halbjahr 2008 vorgelegt hat, steht jetzt ein Check-up aus der Value-Perspektive an.

Kurze Einschätzung zum Unternehmen
Die am Mittwoch vorgelegten Daten geben uns in etwa die Richtung für 2008 und 2009 vor. Das Versicherungsgeschäft bleibt auf Kurs. Größere Überraschungen in Bezug auf Abschreibungen mit US-Subprime-Papieren sind kaum mehr zu erwarten. Die bisher vom Management gemachten Aussagen waren zuverlässig. Der Führungsstil ist konservativ. Entscheidungen werden rational (siehe letzte Übernahme-Entscheidungen) getroffen.

Combined Ratio unter 100%  – Eigenkapitalrenditen knapp 20%
Das Combined Ratio liegt unter 100% und zwar bei 96,2%, zum Vergleichswert eine Verbesserung um 0,3%. Die beiden annualisierten Eigenkapitalrenditen (operative bzw. den Aktionären anrechenbare) liegen bei hervorragenden 19,9 bzw. 19,5%. Die Bilanz ist sauber. Also insgesamt macht das Unternehmen einen soliden Eindruck. Prima!

Unternehmenswert contra Aktienkurs
Bezüglich der Qualität des Unternehmens gibt es also keine Einwände. Bleibt aber noch die Frage offen, ob die guten Daten schon im aktuellen Aktienkurs enthalten sind.  Nehmen wir also ein paar Berechnungen vor.

Geschätzter GpA 2008 zwischen 39 und 40 SFr
Geschätzter Gewinn je Aktie 2008 dürfte etwa zwischen 39 und 40 SFr liegen. Als Grundlage für die Berechnungen nehme ich die Schätzung aus der untersten Range, also einen geschätzten GpA 2008 von 39 SFr; für den Aktienkurs: 282 SFr.

Kupon im ersten Jahr: 13,8%
Ich schaue mir die Gewinnrendite an. Als Verzinsung im ersten Jahr errechne ich einen Kupon von 13,8%. In den nächsten Jahren nehme ich an, dass die Zurich auf alle Fälle einen jährlichen Gewinnzuwachs von 2,5 bzw. 5% erzielt.

Zunehmender Gewinnstrom – zunehmender Kupon
Da Aktienkurse sich stark an einem zunehmenden Gewinnstrom orientieren, gehe ich davon aus, dass sich mit dem jährlichen Gewinnzuwachs der Aktienkurs ebenfalls erhöhen wird.

Die Ergebnisse der Berechnungen für die nächsten zehn Jahr können Sie den Tabellen unten entnehmen.

GpA Rendite p.a.
2008 39,00 13,83%
2009 39,98 14,18%
2010 40,97 14,53%
2011 42,00 14,89%
2012 43,05 15,27%
2013 44,12 15,65%
2014 45,23 16,04%
2015 46,36 16,44%
2016 47,52 16,85%
2017 48,71 17,27%

Tab 1: Berechnung mit Gewinnzuwachs 2,5% p.a.

GpA Rendite p.a.
2008 39,00 13,83%
2009 40,95 14,52%
2010 43,00 15,25%
2011 45,15 16,01%
2012 47,40 16,81%
2013 49,77 17,65%
2014 52,26 18,53%
2015 54,88 19,46%
2016 57,62 20,43%
2017 60,50 21,45%

Tab 2: Berechnung mit Gewinnzuwachs 5% p.a.

Unternehmenswert: rund 420 SFr – Sicherheitsmarge: rund 33%
Bei der Ermittlung des fairen Unternehmenswerts pro Aktie bleibe ich bewusst konservativ und nehme eine Gewinnzuwachsrate von jährlich nur 2,5% an. Daraus ergibt sich ein fairer Wert je Aktie von rund 420 SFr. Die Sicherheitsmarge liegt somit bei rund 33%. Bei höher angenommenem jährlichem Gewinnzuwachs steigt entsprechend der faire Unternehmenswert.

Wahrscheinlichkeit einer höheren Gewinnwachstumsrate hoch
Die Wahrscheinlichkeit einer höheren Gewinnwachstumsrate liegt hoch, denn die Zurich hat einschließlich der Gewinneinbrüche in 2001 und 2002 in den letzten zehn Jahren einen durchschnittlichen Zuwachs im hohen einstelligen Bereich ausgewiesen.

Benjamin Graham zum Aktienmarkt:

„In the short run the stock market is a voting machine, in the long run it’s a weighing machine.“

-  Frei übersetzt: Kurzfristig entscheiden die Emotionen, langfristig entscheidet die Ratio.

Hinweis: Die Informationen stellen kein Angebot und keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich Informationszwecken.

Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte: Die im Beitrag erwähnte Aktie wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von der Börsenfrau gehalten.

Über die Börsenfrau

Als Initiatorin des Projekts möchte ich mich vorstellen: Mein Name ist Gertraud Pourheidari. Von Beruf bin ich Übersetzerin. Mit Aktien hatte ich zunächst wenig zu tun. Nur im Alter von 18 Jahren streifte mich das Thema kurzzeitig; doch leider liess ich es mir viel zu leicht ausreden, denn schliesslich war das damals "für Frauen kein Beschäftigungsfeld". 1996 kaufte ich meine ersten Aktien. Ich erlebte die Euphorie während der Technologiehausse und den anschliessenden tiefen Absturz des Neuen Marktes - Schlüsselerlebnisse, die Fragen und Nachforschungen nach sich zogen. So tauchte ich tiefer in die faszinierende Welt der Kapitalanlage ein. Heute berate ich das Rohstoff-Strategiedepot des Stuttgarter 0711-Aktienclubs , erstelle Unternehmensanalysen und konzipiere Börsenpublikationen zum Thema Kapitalanlage für Die Aktien-Analyse und Strategisches Investieren. Das Handwerkszeug habe ich mir in Seminaren, amerikanischen Online-Workshops und autodidaktisch angeeignet. In der Unternehmensanalyse erhielt ich meine praktische Ausbildung von Gelfarth & Dröge Research, Hattingen. Journalistische und publizistische Kenntnisse erwarb ich über die Zusammenarbeit mit dem Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG, Bonn. Gertraud Pourheidari
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