Börsenwissen

Die Börse ist ein Marktplatz der Emotionen. Auf dem Platz tummeln und tingeln Marktschreier jeglicher Couleur. Anschaulich hat der legendäre Benjamin Graham die Börse beschrieben. Er stellt sie als Mr. Market - einen recht unbeständiger Geschäftspartner - vor. Mr. Market ist allen möglichen und unvorhersehbaren Stimmungen ausgesetzt, die dann den Preis bestimmen, zu dem er bereit ist, Geschäfte abzuschliessen.

Manchmal scheinen seine Preisvorstellungen plausibel und gerechtfertigt durch Entwicklung und Zukunftsaussichten der entsprechenden Unternehmen. Manchmal jedoch überkommen ihn Begeisterung oder Ängste, die in diesem Augenblick die Börse beherrschen und überhand zu nehmen drohen. Die angebotenen Wertpapiere scheinen plötzlich unbegründet hoch bzw. niedrig zu sein. Prüfen Sie deshalb sein Angebot.

Sie können sicher sein, dass er niemals beleidigt oder entmutigt ist, wenn Sie es nicht annehmen. Er kommt jeden Tag wieder. Und genau hier liegt Ihre Chance: Warten Sie einfach ab, bis er Ihnen ein passendes Angebot macht.

Marktplatz Börse

Lässt man die Emotionen der Marktteilnehmer beiseite, so ist die Börse ein organisierter Markt mit Gesetzen, Regeln und festen Handelszeiten. Wertpapierbörsen, an denen Aktien, Anleihen, aber auch Devisen gekauft und verkauft werden, sind heute mehr verbreitet als Warenbörsen, an denen Metalle, Öl, Getreide, Edelmetalle usw. umgeschlagen werden. Gehen wir zunächst an die Wertpapierbörsen.

Praktische Schritte

Um Wertpapiere handeln zu können, müssen Sie ein Depot eröffnen. Ein Depot können Sie entweder bei einer Bank oder bei einem Online-Broker einrichten. Die Gebühren bei einer Bank sind im Allgemeinen höher als beim Online-Broker, vor allem wenn Sie Ihr Börsengeschäft mit Hilfe eines Beraters abwickeln. Agieren Sie selbständig über Internet, sind auch hier die Gebühren günstiger. Der Online-Broker bietet seine Dienste hauptsächlich über Internet an Telefonische Aufträge sind teuerer.

Portfolio - Anlagekonzept

Doch halt! Erarbeiten Sie sich vor Ihrem ersten Börsengeschäft Ihr ganz persönliches Anlagekonzept. Der Erfolg hängt in hohem Maße von der Erstellung eines auf Sie zugeschnittenen Portfolios ab. Ihre langfristigen Ziele, Ihre Strategie, Ihr Risikoprofil und Ihre Persönlichkeit sollten sich darin widerspiegeln. Ins Portfolio gehören verschiedene Anlageklassen, die wenig miteinander korrelieren. Also: neben Aktien, Anleihen und strukturierten Produkten auch Gold und Immobilien. Sie reduzieren damit das Risiko.

Wertpapier-Depot

Sobald Sie Ihr Wertpapier-Depot eröffnet und Geld überwiesen haben, können Sie je nach Depot und Vertrag sofort Aktien, Anleihen, Zertifikate, Optionen, usw. kaufen.

Die Order

Grundsätzlich nehmen die Börsenhändler zunächst alle Kauf- und Verkaufswünsche, die Order also, entgegen und errechnen anschliessend, bei welchem Kurs der grösste Umsatz (an Aktien) zustande kommt, also möglichst viele Order erfüllt werden. Der ermittelte Kurs liegt immer zwischen dem Geldkurs (Untergrenze) und Briefkurs (Obergrenze). Die Differenz zwischen dem Geld- und Briefkurs bezeichnet man als Spread. Der Kurs ergibt sich aus Angebot und Nachfrage am Gut Aktie.

Geldkurs - Briefkurs

Als Geldkurs (Bid) bezeichnet man den Preis, den der Käufer eines Wertpapiers zu zahlen bereit ist. Der Briefkurs (Ask) spiegelt den Preis wider, für den ein Verkäufer bereit ist, ein Wertpapier zu verkaufen.

Mit oder ohne Kurslimit

Ohne Ihre eigene Vorgabe werden Order zum bestmöglichen Preis ausgeführt, also zum geringstmöglichen Preis gekauft (billigst) oder zum höchstmöglichen Preis verkauft (bestens). Bei einer Limit-Order dagegen geben Sie eine Preisober- bzw. –untergrenze an, bis zu der der Auftrag ausgeführt werden soll. Limitierte Order sind besonders sinnvoll bei Titeln in engen Märkten oder mit hoher Volatilität.

Für beide Ordertypen gibt es zeitliche Zusätze: tagesgültig (Good-for-Day), gültig bis zu einembestimmten Datum (Good-for-Date) oder unbefristet (Good-till-Cancel). Terminierung: z. B. tagesgültig oder ultimo(z. B. zum Monatsende).

Beispiel:
Sie möchten 10 Aktien von Porsche kaufen, die nicht mehr als 830€ kosten dürfen. Um die Aktie zu diesem Kurs zu bekommen, geben Sie die Order bis Monatsende auf.

Also:
10 Aktien mit Limit 830€ bis ultimo.

oder
Sie möchten 100 Aktien L’Oréal heute zum aktuellen Kurs kaufen:

Also:
100 Aktien L’Oréal bestens tagesgültig.

Geheimsprache Kurszettel

Keine Angst vor dem Kurszettel bei Orderauftrag oder im Finanzteil der Zeitungen. Die rätselhaften Buchstabenkombinationen hinter den Kursangaben entschlüsselt Ihnen die Börsenfrau®:

= bezahlt; alle zu diesem Preis ausführbaren Aufträge konnten vollständig ausgeführt werden.

bG = bezahlt Geld; die zum festgestellten Preis limitierten Kaufaufträge müssen nicht vollständig ausgeführt sein; es bestand weitere Nachfrage (Kaufinteresse).

bB = bezahlt Brief; die zum festgestellten Preis limitierten Verkaufsaufträge müssen nicht vollständig ausgeführt sein; es bestand weiteres Angebot (Verkaufsinteresse).

ratG = rationiert Geld; die zum Preis und darüber limitierten sowie die unlimitierten Kaufaufträge konnten nur beschränkt ausgeführt werden.

ratB = rationiert Brief; die zum Preis und niedriger limitierten sowie die unlimitierten Verkaufsaufträge konnten nur beschränkt ausgeführt werden.

= Geld; es fand kein Umsatz statt, zu diesem Preis bestand nur Nachfrage

= Brief; es fand kein Umsatz statt, zu diesem Preis bestand nur Angebot

= gestrichen; ein Preis konnte nicht festgestellt werden

-G = gestrichen Geld; es bestand unlimitierte Nachfrage

-B = gestrichen Brief; es bestand unlimitiertes Angebot

-T = gestrichen Taxe; keine Umsätze, der Preis wurde nur geschätzt

ausg = ausgesetzt; die Preisnotiz ist aufgrund besonderer Umstände ausgesetzt

exD = ex Dividende; Zusatz zum ersten Preis am Tag nach Zahlung der Dividende

exBR = ex Bezugsrecht; Zusatz zum ersten Preis der alten Aktien ohne Bezugsrecht (bei der Ausgabe junger Aktien)

exSP = nach Splitting; Zusatz zum ersten Preis nach einem Aktiensplitt