Die Bilanz: Working Capital

Lust auf eine weitere Runde Asset-Play? Ich freue mich besonders darauf, da ich aus Holgers Kommentar entnommen habe, dass er gerne mitspielt.

Spielfeld mit ergänzenden Bilanzposten
Also rollen wir wieder unser Spielfeld aus. Heute habe ich den Posten „Verbindlichkeiten“ noch erweitert, und zwar in „I. Langfristige Verbindlichkeiten“ und „II. Kurzfristige Verbindlichkeiten“.

Langfristige und kurzfristige Verbindlichkeiten
Zu den langfristigen Verbindlichkeiten zählen wir Verbindlichkeiten, die länger als ein Jahr laufen. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten sind jene Verbindlichkeiten, die innerhalb eines Jahres fällig werden.

Posten, die uns interessieren, sind wie immer fett gedruckt.

Aktiva Passiva
A. Anlagevermögen A. Eigenkapital
I. Immaterielles Anlagevermögen I. Gezeichnetes Kapital
II. Sachanlagen II. Kapitalrücklage
III. Finanzanlagen III. Gewinnrücklagen
IV. Gewinn- /Verlustvortrag
V. Jahresüberschuss/-fehlbetrag
B. Umlaufvermögen B. Rückstellungen
I. Vorräte C. Verbindlichkeiten
II. Forderungen + sonst. Vermögen I. Langfristige Verbindlichkeiten
III. Wertpapiere II. Kurzfristige Verbindlichkeiten
IV. Flüssige Mittel
C. Akt. Rechnungsabgrenzung D. Pass. Rechnungsabgrenzung
Summe Aktiva Summe Passiva


Nettoumlaufvermögen oder Working Capital
Ähnlich dem Buchwert berechnen wir auch das Nettoumlaufvermögen oder Working Capital. Das Working Capital ist eine wesentliche Kennzahl für ein sicheres Asset-Play. Denn das Working Capital zeigt uns, ob das Unternehmen seine aktuellen Zahlungsverpflichtungen aus den kurzfristigen (liquiden) Vermögenswerten erfüllen kann.

Working Capital = Umlaufverm̦gen Рkurzfristige Verbindlichkeiten Рvorrangige Wertpapiere


Das Working Capital je Aktie können wir ebenfalls ganz einfach berechnen, und zwar mit der folgenden Formel:

Working Capital je Aktie = (Umlaufverm̦gen Рkurzfristige Verbindlichkeiten Рvorrangige Wertpapiere) ./. Aktienanzahl


Benjamin Graham setzte auf Net Nets
Das Nettoumlaufvermögen spielte für Benjamin Graham eine herausragende Rolle. Er suchte Aktien, deren Börsenkurse unter dem Nettoumlaufvermögen je Aktie lagen, sogenannte Net Nets. Man findet sie vor allem in Zeiten von extremen Pessimismus. Mit solchen Net Nets hat Benjamin Graham während der Großen Depression ein Vermögen gemacht.

„Used Cigar Butt“-Methode
„Used Cigar Butt“-Methode, so nannte Warren Buffett diese Anlagemethode Benjamin Grahams. Dabei achtete Benjamin Graham hier weniger auf die Qualität der Unternehmen als auf die am Boden liegenden Aktienkurse. Um sich vor Ausfällen zu schützen, diversifizierte er sein Portfolio mit einer größeren Anzahl verschiedener Net Nets.

Net Net Asset Value je Aktie
Nach der Definition von Benjamin Graham soll der Börsenkurs ein Drittel unter dem Net Net Asset Value je Aktie liegen. Um den Net Net Asset Value je Aktie zu errechnen, verwendet man folgende Formel:

Net Net Asset Value je Aktie = (Umlaufverm̦gen Рkurzfristige Verbindlichkeiten Рlangfristige Schulden) ./. Aktienanzahl

Hat da noch jemand Einwände gegen eine Baisse?

Über die Börsenfrau

Als Initiatorin des Projekts möchte ich mich vorstellen: Mein Name ist Gertraud Pourheidari. Von Beruf bin ich Übersetzerin. Mit Aktien hatte ich zunächst wenig zu tun. Nur im Alter von 18 Jahren streifte mich das Thema kurzzeitig; doch leider liess ich es mir viel zu leicht ausreden, denn schliesslich war das damals "für Frauen kein Beschäftigungsfeld". 1996 kaufte ich meine ersten Aktien. Ich erlebte die Euphorie während der Technologiehausse und den anschliessenden tiefen Absturz des Neuen Marktes - Schlüsselerlebnisse, die Fragen und Nachforschungen nach sich zogen. So tauchte ich tiefer in die faszinierende Welt der Kapitalanlage ein. Heute berate ich das Rohstoff-Strategiedepot des Stuttgarter 0711-Aktienclubs , erstelle Unternehmensanalysen und konzipiere Börsenpublikationen zum Thema Kapitalanlage für Die Aktien-Analyse und Strategisches Investieren. Das Handwerkszeug habe ich mir in Seminaren, amerikanischen Online-Workshops und autodidaktisch angeeignet. In der Unternehmensanalyse erhielt ich meine praktische Ausbildung von Gelfarth & Dröge Research, Hattingen. Journalistische und publizistische Kenntnisse erwarb ich über die Zusammenarbeit mit dem Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG, Bonn. Gertraud Pourheidari
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5 Antworten zu Die Bilanz: Working Capital

  1. Holger sagt:

    Danke, wieder sehr interessant. Ich muss mir jetzt nur mal demnächst ein Unternehmen vornehmen und das durchspielen. 😉

  2. Ich wäre beim Durchspielen dabei. 😉

  3. ventus sagt:

    habe ich was verpasst oder warum werden in der letzten Formel für die Net Net Asset Value je Aktie auch die langfristigen Schulden abgezogen ? Ansonsten großes Kompliment für die klaren Gedanken und die einfache Struktur im heute üblichen komplizierten Für und Wieder diverser Finanzzeitschriften über ein Investment in eine Aktie.

  4. Wasi sagt:

    Das Thema des Working Capitals wird in vielen Unternehmen diskutiert und optimiert. Es hat sich auch schon viel getan. Einer Studie von PwC zufolge sind europäische Finanzchefs im Working Capital Management so gut wie nie zuvor. Das Ergebnis: Die durchschnittliche Kapitalbindungsdauer lag in Europa 2011 bei 70 Tagen, ein Rückgang um 5 Tage im Vergleich zum Vorjahr. [Quelle: http://www.finance-magazin.de/geld-liquiditaet/cash-management/cfos-managen-working-capital-besser/ ]
    Das ist ein sehr interessantes Thema, denn hier steckt sehr viel Finanzierungspotenzial.

    Gruß

  5. Schiller sagt:

    In einer aktuellen Studie hat Deloitte die Entwicklung des Working Capital von knapp 230 der umsatzstärksten deutschen Unternehmen über die Jahre 2010-2012 analysiert. Die Untersuchung zeigt einen Wandel: http://www.marktundmittelstand.de/nachrichten/finanzierung/aktuelle-studie-analysiert-entwicklung-des-working-capital/

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