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Dirk Stöwer

Dirk Stöwer ist Fondsmanager des NESTOR Europa Fonds (WKN 972878) und des DKO-PAM Index Flex Fonds (WKN A0Q92X). Der Geschäftsführer der Kohlhase & Stöwer Asset Management GmbH mit Sitz in München berät zudem vermögende Privatkunden und institutionelle Anleger wie z.B. Pensionskassen. Zuvor war Dirk Stöwer u.a. Fondsmanager bei HWB Capital Management in Trier, Anlageberater bei der MM Warburg Bank in Luxemburg und Depot-A-Manager bei der Stadtsparkasse Cuxhaven.

Mitte Mai 2007 stand er mit einer Wertentwicklung von gut 19% im laufenden Jahr auf Platz 1 in der Rangliste der Europafonds und wurde von der Sauren Fonds-Research AG mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Kolumne: Entdecken Sie Modeaktien

Mit einem Plus von 35% legte der Bloomberg-Europa-Retail-Index 2006 kräftig zu. Das ist fast doppelt soviel wie der DAX-Index, der in den ersten elf Monaten des Jahres auch eindrucksvolle 18% Zuwachs verbuchte. Von der breiten Finanzöffentlichkeit ist dieser Aufschwung indes kaum wahrgenommen worden, da andere spektakuläre Themen wie z.B. die Rohstoffhausse oder die BRIC-Märkte (Brasilien, Russland, Indien und China) die Schlagzeilen dominierten. Getragen wurde diese Entwicklung von Unternehmen wie H&M oder Inditex ("Zara"), die mit ihren internationalen Expansionskonzepten die Massenmärkte zunehmend dominieren. Aber das Einzelhandelssegment bietet mehr als die bekannten Ketten. Immer wieder gelingt es aufstrebenden Labels einen eigenen Stil zu definieren und sich einen Teil des gigantischen Marktes zu sichern. Diese Newcomer können enorme Kurschancen bieten, wie zuletzt der spanische Modedesigner Adolfo Dominguez bewies, deren Aktie sich in 2 Jahren vervierfachte.

Erfolgsrezepte

Die geschickte preisliche Positionierung ist eines der Erfolgsrezepte erfolgreicher Mode- und Einzelhandelsfirmen. So bewegt sich Esprit z.B. in dem so gefürchteten Mittelsegment und das, obwohl doch angeblich Erfolge nur entweder im Niedrigpreissegment oder bei Luxusmarken zu erzielen sind. Auch die amerikanische Handtaschen-Marke Coach beherrscht die Kunst, Kult zum Kaufhofpreis anzubieten. Zudem gelingt es immer wieder, den Kundinnen das Gefühl von Individualismus zu vermitteln. Dazu beitragen können auch die Accessoires der Hamburger Modeschmuckkette Bijou Brigitte, die durch das günstige Preis-/Leistungsverhältnis ihren Kundinnen regelmäßige Einkaufserlebnisse beschert. Produkte dieser Unternehmen können dann durchaus zur Gucci- oder Prada-Jacke getragen werden.

Informationsvorteile des Börsenlaien

Viele der o.g. Erfolgsgeschichten erzielten an der Börse Kursgewinne von über 1000% in wenigen Jahren. Das Kuriose daran ist, dass die sog. Börsenprofis oftmals erst in solche Titel investieren, nachdem ein Großteil der Entwicklung bereits vollzogen ist. Der legendäre Fondsmanager Peter Lynch erkannte dagegen schon vor vielen Jahren den Informationsvorteil des Konsumenten gegenüber den Börsenspezialisten und benutzte seine Frau als Informationsquelle. Wann immer eine neue Einzelhandelskette die Kunden in Scharen anlockte oder gewiefte Textilfirmen ihre Strumpfhosen geschickter an die Frau brachten als andere, schlug er zu und wurde so zur Börsenlegende.

Nutzen Sie Ihren Informationsvorteil

Sollten Sie also eine Modefirma oder ein Label entdecken, die das Land mit Ihren Läden überzieht oder die Kunden mit ihren Produkten begeistert, versuchen Sie in Erfahrung zu bringen, ob das Unternehmen an der Börse notiert ist. Informationen erhalten Sie am bequemsten über die Homepage der Firma unter "Investor Relations" oder rufen Sie dort einfach an. Bringen Sie die Kennziffern wie KGV, Eigenkapitalquote und Wachstumsrate in Erfahrung. Wächst das Unternehmen schneller als die Konkurrenz und ist zudem günstiger bewertet, könnten Sie auf einer heißen Fährte sein. Zuckt dann noch Ihr Börsenberater mit der Schulter und gibt unumwunden zu, dass er von dem Unternehmen noch nie etwas gehört hat - umso besser. Sollten Ihre Recherchen zu einem positiven Ergebnis geführt haben, legen Sie sich einige Stücke ins Depot und verfolgen das Ganze eine Weile. Verbessert sich die Nachrichtenlage stetig, stocken Sie auf und warten bis die Meute der Börsenprofis ihren Titel entdeckt. Es werden zwar nicht gleich 1000% oder mehr herausspringen, aber wenn Sie Ihre Hausaufgaben gut gemacht haben, dürften Sie erfolgreich sein!

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Interview vom 29. Mai 2007

Die Börsenfrau: Herr Stöwer, Sie haben das Management des NESTOR Europa Fonds erst im Juli 2005 übernommen. Nun stehen Sie bereits Mitte Mai 2007 mit einer Wertentwicklung von gut 19% im laufenden Jahr auf Platz 1 in der Rangliste der Europafonds. Für diese ausgezeichnete Leistung möchte ich Ihnen zunächst gratulieren. Natürlich sind wir Frauen neugierig, wie man so erfolgreich anlegt. Wir würden uns deshalb freuen, wenn Sie uns einiges über Ihre Anlagephilosophie verraten würden.

Dirk Stöwer: Herzlichen Dank für die Glückwünsche. Es steckt natürlich sehr viel Arbeit hinter dem Erfolg. Zunächst habe ich sehr lange an der Anlagephilosophie gefeilt und zum anderen braucht es eine Menge Vorbereitung und Erfahrung bis eine Anlageidee identifiziert und umgesetzt wird.

Die Börsenfrau: In Ihrem Fonds befinden sich unter den Top-Werten, Titel, wie Adolfo Dominguez, Bijou Brigitte oder Sto. Bevorzugen Sie eher Aktien mit einer kleinen Marktkapitalisierung?

Dirk Stöwer: Eine gewisse Vorliebe für kleine und mittelgroße Unternehmen lässt sich nicht abstreiten, obwohl mit Nokia, Münchener Rück, Nestle und Swatch auch ?Big caps? im NESTOR Europa Fonds vertreten sind. Ich bevorzuge aber eher Werte, die von der breiten Masse noch nicht entdeckt oder richtig verstanden worden sind. Und da die Spezialwerte oftmals nicht oder nur beiläufig von den Analysten verfolgt werden, lassen sich hier Informationsvorteile erarbeiten. Und darauf kommt es an der Börse an. Große Werte kaufe ich meistens, wenn sie gerade unbeliebt sind.

Die Börsenfrau: Nach welchen Merkmalen suchen Sie Aktien aus?

Dirk Stöwer: Ich halte bevorzugt nach Marktführern in Nischen Ausschau. Diese Unternehmen erzielen oft hohe Gewinnmargen, insbesondere wenn sie einem geringen Wettbewerbsdruck unterliegen. Zudem sollten die Bilanzen sehr gesund sein und die Unternehmen müssen eine plausible Expansionsstrategie verfolgen.

Die Börsenfrau: Worauf legen Sie besonderen Wert, wenn Sie sich für eine Aktie entscheiden?

Dirk Stöwer: Passt ein Unternehmen in mein Schema, kommt es auf die Bewertung an. Für überragende Unternehmen wie Lindt & Sprüngli bezahle ich gelegentlich etwas mehr, aber es muss im Rahmen bleiben. Grundsätzlich sollte die Bewertung natürlich so günstig wie möglich sein aber das hängt auch von der Börsenstimmung ab. In Korrekturphasen kann man bei Spezialwerten unglaubliche Schnäppchen machen, in Boomphasen wird es dann eher schwierig.

Die Börsenfrau: Die meisten Fonds halten eine gewisse Cashquote. Sie sind jedoch zu 100% investiert. Welche Vorteile sehen Sie hier?

Dirk Stöwer: Da ich meistens mehr Anlageideen als Geld habe, bin ich überwiegend voll investiert. Das muss aber nicht immer so bleiben.

Die Börsenfrau: Frauen sind immer noch viel zu zurückhaltend, wenn es um Aktien geht. Trauen Sie Frauen genügend Kompetenz für eine Aktienanlage zu?

Dirk Stöwer: Kompetenz ist eher eine Frage der Erfahrung, das hängt nicht davon ab ob man Männlein oder Weiblein ist. Bevor Anlegerinnen an der Börse investieren, sollten sie sehr viel über das Investieren lesen. Insbesondere Peter Lynchs Buch ?Der Börse einen Schritt voraus? ist für Frauen ideal. Von der Veranlagung her sind Frauen vielleicht sogar besser als Männer zum Investieren geeignet, da sie geduldiger einkaufen können. Diese Eigenschaft ist an der Börse von großem Vorteil.

Die Börsenfrau: Was raten Sie Anlegerinnen, die erste Erfahrungen bei der Geldanlage sammeln möchten?

Dirk Stöwer: Anfängerinnen sollten nach der Vorbereitungsphase nur mit kleinen Beträgen starten und breit streuen. Es sollte von Vorteil sein, wenn sie sich innerhalb ihres Erfahrungsrahmens bewegen z.B. über gewisse Branchenkenntnisse verfügen. Die Mitgliedschaft in einem Börsenclub dürfte auch weiterhelfen, solange dort investiert und nicht spekuliert wird. Für Frauen bieten sich zudem Unternehmen an, bei denen sie wahrscheinlich gegenüber den Analysten Informationsvorteile besitzen. Wenn sie feststellen, dass die Wolford-Läden wieder besser laufen und die neuen Produkte sehr gut ankommen, bietet es sich doch an, ein paar Wolford-Aktien zu kaufen bevor die guten Zahlen an der Börse vermeldet werden.

Die Börsenfrau: Welchen Zeithorizont sollte eine Anlegerin einplanen?

Dirk Stöwer: Die Summe, die investiert wird, sollte generell zur freien Verfügung stehen und keinem festen Verwendungszweck unterliegen, da sie niemals unter Zeitdruck verkaufen sollten. Sind die Kurse dann gerade im Keller, ist es mir der guten Rendite schnell vorbei. Generell müssen sie langfristig disponieren, auch wenn sie gelegentlich schnelle Erfolge erzielen.

Die Börsenfrau: Herr Stöwer, für die wertvollen Einblicke in Ihre Arbeitsweise und für das Interview bedanke ich mich herzlich. Ich wünsche Ihnen weiterhin solch schöne Erfolge

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